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amazon: Buchneuerscheinung: "Putenwurst, aber vom Krokodil"
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2011/02/22

... da bemerkte ich es selber:

("Franz im Glück", aus "Der schwererziehbare Kleiderkasten")

.........   mein Paraplü war eindeutig blau!
Ich spannte ihn auf und bemerkte noch eine Veränderung an ihm: Dieses Gestänge da war jetzt aus gelbem Messing, statt wie früher aus verchromtem silbrig glänzendem Blech. Meine Frau sprach als Erste aus, was auch mir durch den Kopf schoss: Das ist gar nicht dein Schirm, sagte sie, du hast ihn bestimmt verwechselt. Es klang nach einem Vorwurf.
Na schlecht, erwiderte ich, hab ich halt jetzt einen blauen. Mein alter war ohnehin schon ein wenig schrumplig und abgewetzt. Und der da ist wenigstens prall gespannt.
Karola sagte nichts. Wahrscheinlich erinnerte sie sich: Beim schwarzen Schirm war sogar schon eine Rippe abgebrochen gewesen, und die Bespannung eingerissen.
Wir gingen fein essen. Französisch. Ich bestellte soupe de poissons, was sich als Fischsuppe entpuppte, mein Frau nahm salade d'épinard au chêvre chaud au miel als Vorspeise – eine Art Salat mit Ziegenkäse und Honig, wie sie mir erklärte. 
zum halben Preis Restl essen
Was ist los mit dir?, fragte sie verwundert, als wir mit dem edlen Gobillard Rosé anstießen. Auf einmal so spendabel? Sonst gehen wir doch nie essen, und wenn, dann höchstens mal zur Happy Hour ins Interspar. Zum halben Preis Restl essen.
Ich lächelte nur und begann mich genießerisch dem Hauptgericht zu widmen, dem wirklich exquisiten Wolfsbarsch, den der Kellner eben bei mir abgestellt hatte, nicht ohne ein galantes: Voilà, votre loup de mer entier aux herbes fraîches, Monsieur! Bon appetit! Meine Frau machte sich bald darauf mit ähnlichem Entzücken über ein Gericht her namens Perdreau entier désossé rôti aux pruneaux d'agen. Geröstetes Rebhuhn mit Pflaumen, erklärte Karola.
Ich ließ mir einen Chablis premier cru Montmain 1989 dazu bringen, während meine Frau, die lieber süß trinkt, einen 2000er Vouvray bevorzugte. Mehrmals ließen wir uns nachschenken. Mit Erstaunen sah ich, mit welchem Appetit auch Karola aß. Sie war ohnehin viel zu dürr, dachte ich, wäre sie etwas molliger, hätte sie sicher weniger Falten und sähe gleich jünger aus. Vielleicht sollte ich öfter mit ihr fein essen gehen.
Nachher gab es einen Käseteller – une assiette de fromages divers – sowie als Dessert ein so genanntes Soufflé de poire et sa déclinaison. Was immer es war – es schmeckte hervorragend! Zum Abschluss hatten wir noch Cognac und bestellten dann noch mal Champagner. Wir waren bester Laune. Karola war wie ausgewechselt. 
habe dich für einen Knicker gehalten
Und ich habe dich immer für einen Knicker gehalten, Franz, sagte sie reumütig. Verzeih mir, Schatz.
Ich verzieh.
Gerade in dem Moment servierte uns der Kellner ein wunderschönes Porzellantellerchen, mit einer kunstvoll gefalteten Stoffserviette darauf, unter der ein Zettel hervorlugte.
Das war die Rechnung. Ich hob einen Zipfel der Serviette und warf einen Blick auf die Summe – und wurde weiß.
Es war weit mehr als ich je in meinem Leben in der Tasche gehabt hatte. Und am allerwenigsten jetzt. Auch auf der Bank war ich hoffnungslos im Minus.
Ich zog das Portemonnaie, rein mechanisch, ohne die geringste Ahnung, was ich tun sollte.

Franz, wieso ist deine Geldtasche auf einmal rot, sagte Karola, mein Ehegespons. Die war doch immer semmelbraun?
Tatsächlich, sagte ich verwundert. Da muss wohl das rote Taschentuch abgefärbt haben.
Sie bestand darauf, sofort mein Taschentuch zu sehen. Ich zog es heraus. Es war knallgrün. Karola sah mich eindringlich an.
Oder was anderes, sagte ich. Dann klappte ich die rote Brieftasche auf, und ein Bündel Hunderter und zwei Fünfhunderter blinzelten mir entgegen.
Oh làlà, sagte meine Frau, und sah mich noch mal fest an. Ich wurde rot, fast wie die Brieftasche. Karola ließ mich erst noch zahlen. Dann wollte sie eine Erklärung von mir.
vielleicht wieder eine Ver ...
Ich weiß nicht, sagte ich. Vielleicht auch wieder eine Ver…
Sicher, unterbrach sie mich, Verwechslung, natürlich! Und ich weiß sogar mit wem: Das war garantiert der alte Herr nachmittags, der vor uns im Merkur-Markt. Der hatte so eine rote Brieftasche. Dass du immer alles verwechseln musst! Wirklich!
Na schlecht, sagte ich, hab ich halt jetzt ein rote. Meine alte war eh schon ein bisschen schrumplig und abgewetzt. Und die da ist wenigstens prall gefüllt.
Karola fand das nicht so lustig. Ihre gute Laune war wieder beim Teufel. Das hat noch ein Nachspiel, sagte sie in einem Ton, der wenig Gutes verhieß. Sie wollte sofort nach Hause aufbrechen. Einverstanden, sagte ich, ich muss nur noch mal für kleine Buben. Du kannst dich ja schon mal anziehen und dann draußen auf mich warten.
Nachher marschierten wir los und sprachen eine Weile gar nichts.
Sie waren umwerfend heute, fing meine Frau an, Loup de mer, Champagner, Cognac, Rebhuhn, Birnensoufflé – und wie geistreich Sie sind und sexy, Monsieur, très charmant!
Jetzt reicht’s, Schatz, sagte ich und gab ihr einen sanften Rippenstoß, red bitte wieder normal! Oder noch besser: Gib mir lieber einen Versöhnungskuss.
Sie gab mir sofort einen leidenschaftlichen Kuss – aber während wir so im Dunkeln miteinander verschmolzen, kroch mir unversehens eine Gänsehaut den Rücken hinunter. Seit einer Ewigkeit hatten wir uns nicht mehr auf solche Art geküsst. 
... jetzt war sie auf einmal pechschwarz
Pardon, Schatzi, sagte ich und entzog ihr meinen Mund. Eben in dem Moment erfasste der Lichtkegel eines nahenden Autos zufällig genau das Gesicht meiner Frau. Ich erstarrte: Noch im Restaurant hatte sie aschblonde Haare gehabt, jetzt war sie auf einmal pechschwarz. Was – was um aller Welt – nein – oder doch – oh ja – sicher – da gab es – nur eine einzige Erklärung: Die Dame in meinem Arm war nicht meine Frau, sondern – die junge hübsche dralle Schwarzhaarige vom Nebentisch, die mir bereits während des Essens mehrmals auffällig zugezwinkert hatte.

Schon wieder eine Verwechslung, dachte ich einen Moment lang zerknirscht.
Doch bald siegte mein gewohnter Optimismus, und ich begann mich in mein Missgeschick zu fügen.
Na schlecht, sagte ich zu mir, hab ich halt jetzt eine schwarze. Meine Alte war eh schon ein bisschen schrumplig und ab…
Ich konnte denn Satz nicht vollenden, denn in dem Moment fühlte ich einen schmerzhaften Stich im Rücken, und auf meiner linken Schulter zerbarst gleich darauf laut krachend etwas wie ein Regenschirm. Ich werd dir gleich geben von wegen schrumplig, zeterte eine schrille Stimme hinter mir aus dem Dunkeln, glaubst du vielleicht du bist nicht schrumplig und abgewetzt? Abgenutzt bist du, und langweilig, und zahnlos und völlig vertrocknet!
Es war meine Frau, die uns gefolgt war. Und glaubst du vielleicht, ich finde deine ewig gleichen Macho-Witze noch lustig, schrie sie, und deine ständige Schlamperei und Zerstreutheit? Auf die Nerven gehst du mir, du alter Trottel, auf die Nerven, sonst nichts! In dem Ton ging es dahin. In wütendem Stakkato stieß sie eine Beleidigung nach der anderen hervor, schlug dabei mit dem ruinierten Messingschirm wie verrückt auf mich ein, wobei sie den besonders heftigen Schimpfwörtern mit extraharten Schlägen zusätzlichen Nachdruck verlieh.

Und wenn ich wirklich abgenutzt sein sollte

Und wenn ich wirklich abgenutzt sein sollte, und ein bisschen schrumplig, wovon wäre ich es denn, zeterte sie, wovon wäre ich denn schrumplig und abgewetzt, wenn nicht dadurch, dass ich mich jahrzehntelang abgerackert habe für den gnädigen Herrn Taugenichts. Für wen habe ich denn Tag und Nacht geschrubbt und gewienert und gekocht, und eingekauft und vor lauter Sockenwaschen, Kochen, Abwaschen und Putzen schrumplige Hände bekommen? …
Je länger sie dahinschimpfte, desto wütender wurde sie, und ich hatte Mühe, mich mit vorgehaltenen Händen vor allzu bösen Schirmattacken zu schützen, bis ich endlich über einen Randstein stolperte, nach hinten stürzte und in einer Regenlacke liegen blieb.
Sie sah einige Sekunden kalt und verächtlich auf mich herab, warf mir der völlig zerfetzten Schirm auf den Kopf, und sagte: Das war’s! ich will dich nie wieder sehen, du schrumpliges abgewetztes Nichts! Sprachs, drehte sich um und ging stocksteifen Schrittes davon.

Es dauerte eine Weile, bis ich mich hochrappelte. Das dreckige Wasser lief mir in Bächen vom Mantel. Die Hose klebte kalt an den Beinen, und eine Hüfte schmerzte heftig.
Meine dralle Schwarze hatte sich natürlich längst aus dem Staub gemacht. Wie eine Inspektion meiner Manteltaschen ergab, in Begleitung der drallen Roten - meiner prall gefüllten roten Brieftasche.
Es begann wieder stark zu regnen. Ich fischte den zerfetzten Schirm aus der Pfütze, schüttelte ihn und versuchte ihn über den Kopf zu halten. Es half nicht mehr: Seine Rippen waren abgebrochen, und seine Haut hing zerrissen zwischen dem wirren Gestänge. 
eingestellt mit freundlicher Zustimmung des Verlags

Diese kurze Geschichte und 11 Erzählungen finden sich in dem eben (Frühjahr 2011) erschienenen Erzählband von Wolfgang Glechner:

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2011/02/20

Die Niggolausaggademie

Zu Anfang der Ezählung hören Sie in einer Hörprobe, gelesen vom Autor in Innviertler Mundart, wie Pomeisl als Nikolaus angeworben wird ...

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... nach der hier übersprungenen "Ausbildung zum Nikolaus" absolviert Pomeisl seine Feuerprobe als Nikolaus in seinem ersten "Einsatz":
...... Würdig! hat d’Nikolina nu amal gflüstert. Iatz han i do a weng a Lampenfiaber kriagt und woache Knia.
I geh voran, sie hinter meiner, mit den Sacki.
Zerscht war a kloaner Vorraum, die Tür weider eini as Wohnzimmer war oft.
I han trotzdem nu amal klopft und bi glei eintreten. Bon Türstock bin i a weng mit der Haubm hängabliebm, und um a Haar hätt is verloarn, wann net d’Nikolina geistesgegnewärtig hint andaucht hätt.
Grüüß Euch Gottthh, liiiebe Kinder! Hab i gsagt, leutselig und doch würdig.
D’Nikolina packt mi mit alle zwoa Händ bei da Hüftn und draht mi um neunzg Grad nach rechts.
Dös war s’Blumenbankerl!, flüstert’s.
Bruilln hand anglauffen, flüstert i zruck, wamma von der Kältn einakimmt …, aber sie zischt und gibt mar an Stösser, i soillt weidertoan.
Grüßgott, liebe Kinder, fang i nu amal an, desmal anscheinend in d’richtige Richtung.
Weil i hör de Erwachsenen: Wie sagt man?
Grüß Gott, lieber Nikolaus, hör i a Kinderstimm.
Grüß Gott auch liebe Eltern, Großeltern und Nachbarn, sag i.
Grüß Gott, antwortet es mir im Chor.
A kloans Kind fangt zon Röhrn an. Schön langsam siahg i wieder ebbs duri d’ Augengläser. Der kloane Ernstl is der Röhrer, er drängt si grad in seiner Mama ihr Kittelfalten eini und umklammerts verzweifelt. Mamaa, Mamaa, schreit er.
Iatz kann i zoagn, wia ma als pädagogisch versierter moderner Niggolaus af sowas souverän reagiert, denk a ma.
Aber, aber, Ernsterl, sag i und nähert mi hoamli, wer wird denn gleich weinen. Der Onkel Nikkolo tut dir doch nichts…..und dabei streimelt i eahm vorsichtig von hinten über sein Köpferl.
Er zuckt, draht in Kopf und schaut mi an als war i der Leibhaftige, und kriagt vor Panik an blaurouten Kopf, des Dummerl, und plärrt was geht.
I schau a weng verunsichert zur Nikolina.
Sie deutt mar, i soillt mi zo ihr zruckziahgn. Programm weiter, flüstert’s, mach einfach weiter.

I sag mein Gedichterl auf, in Knecht Rupprecht. Ob i alls a da richtign Reihenfolge derwischt hab, woaß i net, aber es hat’s eh koana ghört wegn an Kloan sein Plärrat. Dann singan mar die Sabine und de Erwachsenen und d’Oma und dar Opa alle fümf Strophen Lasstunsfrohundmuntersein vor.
Da hat ma r in Kloan sein Trenzat nimma außaghört und wia’s ferti warn, hat er si scho beruhigt ghabt und netta nu hin und da nachigschluchazt.
Nachern derf die Oilterne mein Stecka halten, und i schlag s’goilderane Büachl af.
Und jetzt schauen wir einmal nach, was ich über die Sabine aufgeschrieben habe in meinem Buche, sag i feierlich. I blattelt a paar Mal um.
Da hamma’s schon.
Schriftsprache! flüstert d’Nikolina vo hint.
O.K., sag i.
Da haben wir es schon. Also Sabine, du bist ein sehr liebes Kind und deine Eltern haben viel Freude mit Dir. Der Mama hilfst du, indem du den Mist rausträgst und manchmal schon allein einkaufen gehst. Außerdem hast du sogar eigene eigene eigene  ... verdammt des Worcht kann i net lesen.
Kekse, zischt mar die Nikolina vo hint ins Ohr.
Eigene Kekse gebacken, sag i.
Stimmt das, liebe Sabine?
Wieso fragst Du? Du hast es doch selbst aufgeschrieben!, sagts’Dirndl.
Stimmt, sag i, aber das ist schon so lange her, manchmal weiß ich dann nicht mehr alles was ich aufgeschrieben habe.
Stimmt nicht, sagt d’Sabine, die Kekse hab ich erst gestern gebacken.
Ah ja, sag i, hast recht. Ich bin halt schon ein bisserl zerstreut, sag i.
 Hast du Alzheimer wie der Opa? fragt d’Sabine.
De Erwachsenen lachan. Und sogar d’Nikolina mua zerscht ihr Schmunzeln abikämpfen, bevor’s mar an strengen Blick zuawirft. Dann zoagt’s demonstrativ af ihr Handgelenk.
I verplaudert mi, hoaßt des. Schau dasst zo an End kimmst.
So, sag i, mach ma weider.
Schschriftsprache! Hör i vo hint zischen.
Liebe Sabine, sag i, das Kinderzimmer Aufräumen freut dich oft gar nicht. Das, liebe Sabine, könntest du noch ändern. Und noch was: beim Bettgehen nicht so lang trödeln!
D’Sabine nickt ernst.
Aber alles in allem warst du ein sehr braves Mädchen, und deshalb hab ich dir auch was Gutes mitgebracht.
D’Nikolina halt ma scho den Jutesack her und i nimm a Körberl außer mit Schleckereien und an Karterl, auf den Sabine steht. I buck mi abi und gib’s der Sabine.
Wie sagt man, sagt ihr Mama. Man hört nix außer Rascheln.
Na, wie sagt man denn, wiederholt ihr Mama.
Danke, sagt d’Sabine undeutli. Sie hat mar nämli grad temperamentvoill in Kopf abbissen.
I moan naddürli net mir persönli, sondern mein Klon aus Schokolade.
So, sag i, und jetzt zu dir lieber Ernsti.
Der Ernsti, der de ganz Zeit ruhig war, fangt af des hin wieder zon Plärrn an.
D’ Nikolina reicht ma des Körberl. Überreich es dem Papa für den Ernsti, sagt’s halblaut. De Erwachsenen nickn beifälli. Also gib i’s dem Papa. Der Ernsti beruhigt si sofoart und hoilt si des Körbi vo sein Papa. Ab, ab, winkt b’Birgit, und schaut auf d’Uhr.

Auf Wiedersehen, liebe Kinder!, sag i, im nächsten Jahr komm ich wieder.
Der Ernstl fangt wieder zon Plärrn an, nein, schreit er, nicht wieder kommen, nein, nein, …  Kaugummi mit Post schicken, nicht wiederkommen …
D’ Nikolina zaht mi am Ärmel außi. Nixwieweg! zischt’s, du wartest no draußen. Ich kassier inzwischen.
D’ Hausfrau reicht mar durch’n Türspalt a Stamperl Schnaps außer. Dass mar net kalt wird.
Null Trinkgeld, sagt d’Nikolina, wia mar zon Auto zruckgehn.
I muass ihr’s glabm.
Wia woar i? frag i.
Es geht so, antworcht’s.
Ban nächsten Mal bin i schon besser, sag i. Übung macht den Meister.
In aller Eile steurn mar den nächstn Termin an. Der is in gleichen Bezirk und mir finden schneyll hin.
Sie hebt mar in Sam vo da Alba bon Aussteign und gibt mar in Stecka und s’Büachi. Gemma, hopphopp, sagt’s.
Du, sag i, wart a weng, sag i, i moan i muass vorher nu austreten.
Jetzt schon, sagt sie, jösses na, wo willst denn da austreten?
Sie hat recht: Oa Wohnblock nebm den andern, alle mit grouße Fensterscheibm, und zwischen de Blocks nur a paar mickrige Stauden. Ohne Laub. Und a winzige Tanne.
Dann drinnen, sag i.
Drinnen geht’s nicht, sagt’s. Was solln denn die Kinder denken?
Na, i moan – schon am Klo natürli!
Na sonst noch was. Aber das geht auch nicht. Da müsstest du am Wohnzimmer mit der Glastür vorbei, da sehn dich die Kinder.
I hab nur so gschaut, wia guat di Birgit Bescheid gwusst hat bei de Nikolokundschaften.
I muass aber unbedingt, sag i.
Ja, dann mach halt schon endlich, sagt sie, gib mir den Stab und s’ Buch her, ich geh voraus.
I such mar an Bam, aber es is netta de kloane verhungerte Tanne in Frage kemma, de hal(b)verreckte. Und ausgrechnet mittn während’n Gschäft hand a paar Mal Leut hübsch nouhat vorbeiganga.
Was macht denn der Nikolaus da? hat a kloans Dirndl sei Mama gfragt, und is stehbliebm.
Geh weiter, hat’s g’antworcht, und hat s’Kind bei der Händ packt und weiderzaht.
Duri de Unterbrechungen han i naddürli a weng länger braucht, weil mei Strahl a bissl empfindli is, und bei der geringsten Störung an iadsmal areißt. An aners Mal, erinnert i mi, is ma des sogar passiert, wia r i inn woardn bin, dass mar an Oachkatzl zuaschaut. Aber dessel mal war i ja koan Nikolaus, und drum ghört dös net zon Thema iatz ...


weitere Verwicklungen wie etwa die Auswirkung des obligaten Stamperls Schnaps nach jeder Visite schildert die Erzählung "Die Niggolausaggademie" in dem 2009 im Verlag Bibliothek der Provinz erschienenen Erzählband "Jetzt schlagt's Dreizehn" - der vier weitere Dialekterzählungen über Wiener mit Innviertler "Migrationshintergrund" enthält.
Wolfgang Glechner
Jetzt schlagt's Dreizehn

als Provinzler in der Großstadt
fünf Geschichten im österreichisch-bairischen Dialekt
Verlag Bibliothek der Provinz
ISBN 978-3-85252-991-2
21 x 15 cm,  108 Seiten , Weitra 2009
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Wolfgang Glechner Der schwer erziehbare Kleiderkasten des Dr. Freud - Erzählungen ISBN 978-3-902416-22-3 GlechnerKleiderkastenCoverW.jpg